Die Reproduktionsmedizin bietet Hoffnung – doch wie laufen die Behandlungen ab? Welche Erfolgschancen gibt es, und wer trägt die Kosten? Ein Überblick über die Möglichkeiten für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.
Der erste Schritt: Vom Frauenarzt zur Kinderwunsch-Praxis
Wenn eine Frau trotz regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr nicht schwanger wird, ist der Frauenarzt oder die Frauenärztin die erste Anlaufstelle. Oft können bereits eine Anpassung der Lebensgewohnheiten oder eine medikamentöse Zyklusregulierung helfen. Bleibt der Erfolg aus, überweisen viele Ärzte an spezialisierte Kinderwunsch-Praxen. Dort wird eine umfassende Diagnose erstellt, um die Ursachen der Unfruchtbarkeit zu ermitteln.
Zu den häufigsten Gründen für unerfüllten Kinderwunsch zählen:
- Infektionskrankheiten wie Chlamydien
- Hormonelle Störungen
- Organische Defekte wie das PCO-Syndrom oder Endometriose
- Eine zu geringe Spermienanzahl oder -qualität beim Mann
Methoden der künstlichen Befruchtung
1. Intrauterine Insemination (IUI)
Hierbei werden Spermien aufbereitet und mittels eines Katheters direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht. Der Vorgang wird oft hormonell unterstützt, um den Eisprung optimal zu timen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 300 bis 900 Euro pro Zyklus.
2. In-Vitro-Fertilisation (IVF)
Bei der IVF werden Eizellen und Spermien außerhalb des Körpers im Labor zusammengebracht. Die befruchtete Eizelle wird nach einigen Tagen in die Gebärmutter eingepflanzt. Die Kosten liegen zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Zyklus.
3. Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Für diese Methode wird ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Sie wird oft bei schlechter Spermienqualität angewendet und kostet etwa 4.000 Euro pro Zyklus.
Zusätzliche Optionen: Social Freezing und Onkofreezing
Das Einfrieren von Eizellen, Spermien oder Embryonen („Kryokonservierung“) bietet Möglichkeiten für späteren Kinderwunsch. Ursprünglich für Krebspatienten entwickelt („Medical Freezing“), nutzen zunehmend auch Frauen ohne akute Erkrankung diese Methode („Social Freezing“), beispielsweise bei fehlendem Partner. Die Kosten für das Einfrieren und Lagern belaufen sich auf etwa 4.000 bis 6.000 Euro pro Zyklus, zzgl. Lagerkosten von rund 300 Euro pro Jahr.
Wer zahlt die Behandlung?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen:
- 50 % der Kosten für künstliche Befruchtung, sofern das Paar verheiratet ist, die Frau zwischen 25 und 39 Jahren alt ist und der Mann nicht älter als 49 Jahre ist.
- Diagnosekosten zur Klärung der Ursachen
- Hormonelle Behandlungen bei Unfruchtbarkeit
Privatversicherte oder bestimmte Zusatzversicherungen bieten höhere Leistungen, während unverheiratete Paare, gleichgeschlechtliche Paare und alleinstehende Frauen die Kosten meist selbst tragen müssen.
Erfolgsaussichten
Die Chancen einer Schwangerschaft hängen von der Methode, dem Alter der Frau und der Ursache der Unfruchtbarkeit ab. Die Entwicklung in der Reproduktionsmedizin ist jedoch vielversprechend: Die Zahl der durch künstliche Befruchtung gezeugten Kinder ist laut dem Deutschen IVF-Register seit 1997 deutlich gestiegen – von 6.577 auf 22.209 im Jahr 2020.
Moderne Medizin bietet Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch vielfältige Möglichkeiten. Wichtig ist eine individuelle Beratung und die Prüfung der finanziellen Rahmenbedingungen, um den Traum vom eigenen Kind zu realisieren.